Quietschender Bürostuhl – Ursachen und was du dagegen tun kannst
Ein quietschender Bürostuhl kann mehr als nur ein akustisches Ärgernis sein. Wer täglich mehrere Stunden am Schreibtisch verbringt, weiß: Ein komfortabler und leiser Bürostuhl ist Gold wert. Doch mit der Zeit fängt selbst der hochwertigste Stuhl an zu quietschen – und das kann auf Dauer die Konzentration stören, die Nerven belasten und sogar ein Hinweis auf einen beginnenden Defekt sein. In diesem Artikel erfährst du, warum dein Bürostuhl quietscht, welche Ursachen es dafür geben kann und was du konkret dagegen unternehmen kannst – Schritt für Schritt.
Warum quietscht ein Bürostuhl überhaupt?
Zunächst ist wichtig zu verstehen, woher die Geräusche kommen. Ein Bürostuhl ist ein mechanisches Konstrukt mit vielen beweglichen Teilen. Mit der Zeit wirken auf diese Teile unterschiedlichste Kräfte: Gewicht, Bewegung, Reibung, Feuchtigkeit, Temperaturunterschiede und Staub. Das Zusammenspiel dieser Einflüsse kann dazu führen, dass sich Schrauben lockern, Materialien gegeneinander reiben oder Schmiermittel austrocknen.
Die häufigsten Ursachen im Überblick:
Lose Schrauben oder Verbindungen
Trockene oder verschmutzte Gelenke
Abgenutzte oder beschädigte Rollen
Gasdruckfeder und Höhenverstellung
Mechanik in Rückenlehne und Armlehnen
Materialermüdung oder unsachgemäße Nutzung
Gehen wir die einzelnen Punkte im Detail durch.
1. Lose Schrauben – kleine Ursache, große Wirkung
ines der am häufigsten unterschätzten Probleme sind lose Schrauben. Sie entstehen durch ganz normale Nutzung – z. B. wenn du dich oft auf dem Stuhl hin und her bewegst, kippelst oder den Stuhl von A nach B rollst.
Was tun?
Überprüfe alle sichtbaren Schrauben an der Unterseite des Sitzes, an der Rückenlehne, den Armlehnen und den Rollenaufnahmen.
Verwende einen passenden Inbusschlüssel oder Schraubenzieher.
Ziehe die Schrauben vorsichtig, aber fest an.
Achte darauf, dass du nichts überdrehst – das kann das Gewinde beschädigen.
👉 Tipp: Ein Tropfen Schraubensicherungslack kann helfen, dass sich die Schrauben nicht so schnell wieder lockern.
2. Trockene oder verschmutzte Gelenke – die Klassiker
Metall auf Metall ohne Schmierung? Da ist das Quietschen vorprogrammiert. Viele Bürostühle haben Gelenke oder Verbindungen, die nicht vollständig gekapselt sind – z. B. an der Mechanik unter dem Sitz oder bei der Neigungsfunktion der Rückenlehne.
Was tun?
Drehe den Stuhl auf den Kopf oder lege ihn vorsichtig auf die Seite.
Suche nach beweglichen Teilen oder sichtbaren Gelenken.
Trage gezielt ein Schmiermittel auf. Ideal sind Silikonspray, WD-40 oder Nähmaschinenöl.
Nicht übertreiben! Ein paar Tropfen genügen. Überschüssiges Öl zieht Staub an.
Bewege die Teile danach einige Male, damit sich das Öl verteilt.
👉 Achtung: Kein Speiseöl oder Fett verwenden – das verharzt mit der Zeit und richtet mehr Schaden an als Nutzen.
3. Die Rollen – unscheinbare Lärmverursacher
Bodenrollen sind oft die Ursache für knarzende oder knisternde Geräusche. In ihnen sammelt sich mit der Zeit Schmutz, Haare oder Staub. Wenn die Rollen blockieren oder sich nur noch schwer drehen, kommt es zu ungewöhnlichen Reibungen.
Was tun?
Rolle herausziehen oder abschrauben – bei den meisten Modellen geht das ganz leicht.
Reinige die Rollen gründlich, am besten mit einem Pinsel oder einer alten Zahnbürste.
Entferne Haare und Flusen mit einer Pinzette.
Danach kannst du etwas Silikonspray oder Teflonspray auftragen.
Prüfe auch, ob die Rolle beschädigt oder abgeflacht ist. Falls ja: Rollen austauschen.
👉 Tipp: Es gibt spezielle leise Gummirollen, die weniger Lärm machen und gleichzeitig den Boden schonen – ein Upgrade lohnt sich!
4. Die Gasdruckfeder – wenn es beim Aufstehen quietscht
Die Höhenverstellung eines Bürostuhls funktioniert über eine Gasdruckfeder. Mit der Zeit kann sie anfangen zu quietschen, insbesondere wenn der Stuhl älter ist oder stark beansprucht wurde.
Was tun?
Zunächst prüfen: Kommt das Quietschen wirklich aus der Feder? Oft ist es schwer, die genaue Quelle zu lokalisieren.
Wenn ja, kann ein gezielter Sprühstoß Silikonspray zwischen Sitzfläche und Federgehäuse helfen.
Lässt sich die Höhe noch problemlos verstellen? Wenn nicht, ist eventuell ein Austausch der Gasfeder nötig.
👉 Achtung: Der Austausch der Gasdruckfeder kann knifflig sein – wenn du unsicher bist, lieber einen Profi oder den Hersteller kontaktieren.
5. Rückenlehne, Kippmechanik & Armlehnen
Ein weiteres häufiges Quietschen entsteht beim Zurücklehnen oder wenn man sich auf die Armlehnen stützt. Auch hier sind bewegliche Gelenke und Federmechanismen beteiligt.
Was tun?
Rückenlehne leicht zurücklehnen und auf bewegliche Elemente achten.
Federmechanismus freilegen, wenn möglich.
Etwas Öl oder Spray auf die Kontaktstellen geben.
Auch die Armlehnen-Befestigungen prüfen – häufig lösen sich hier Schrauben oder es fehlt eine Unterlegscheibe, wodurch Metall auf Kunststoff reibt.
👉 Tipp: Ein kleiner Gummiring oder eine Filzunterlage kann helfen, Reibungsgeräusche zu reduzieren.
6. Alter, Materialermüdung oder billige Qualität
Nicht immer lässt sich das Quietschen beseitigen – manchmal liegt es am Material selbst. Günstige Bürostühle aus Hartplastik oder minderwertigen Metallen altern schneller. Auch Feuchtigkeit oder Temperaturschwankungen (z. B. durch Heizung oder Klimaanlage) beeinflussen das Materialverhalten.
Was tun?
Prüfe: Lohnt sich eine Reparatur noch?
Bei günstigen Modellen (unter 100 €) ist oft ein Austausch sinnvoller als eine langwierige Reparatur.
Bei hochwertigen Stühlen: Hersteller kontaktieren – oft gibt es Ersatzteile oder Reparaturservices.
Prävention: So bleibt dein Stuhl leise
Wie bei vielen Dingen im Alltag hilft auch hier: Regelmäßige Wartung verhindert größere Probleme. Ein paar einfache Maßnahmen halten deinen Stuhl langfristig in Schuss:
Alle 3–6 Monate: Schrauben nachziehen.
Alle 6 Monate: Rollen reinigen und Gelenke ölen.
Einmal jährlich: Komplettreinigung und Funktionstest.
Schutzunterlagen unter den Rollen reduzieren Reibung.
Vermeide extreme Belastungen, z. B. dauerhaftes Kippeln oder unsachgemäßes Sitzen.
Wann lohnt sich ein neuer Bürostuhl?
Wenn dein Stuhl regelmäßig quietscht, wackelt oder sich nicht mehr richtig einstellen lässt, solltest du über einen Austausch nachdenken. Auch gesundheitliche Aspekte spielen eine Rolle: Ein ergonomisch schlechter Stuhl kann zu Rücken-, Nacken- oder Schulterproblemen führen.
Wichtige Kriterien bei der Auswahl eines neuen Stuhls:
Ergonomie (verstellbare Rückenlehne, Armlehnen, Lendenstütze)
Materialqualität
Laufruhige Rollen
Gute Verarbeitung und stabile Mechanik
Hersteller-Service & Garantie
👉 Tipp: Hochwertige Modelle gibt es bereits ab ca. 200 €, besonders langlebige Bürostühle (z. B. von Herstellern wie HÅG, Herman Miller, Steelcase) kosten mehr, zahlen sich aber langfristig aus.
DIY-Reparatur oder Profi-Service – was lohnt sich wann?
Manchmal stellt sich die Frage: Repariere ich den Bürostuhl selbst oder gebe ich ihn in professionelle Hände? Die Antwort hängt von mehreren Faktoren ab – zum Beispiel vom Alter des Stuhls, der ursächlichen Mechanik und deinem handwerklichen Geschick.
DIY lohnt sich, wenn:
du weißt, woher das Quietschen kommt (z. B. lose Schrauben, trockene Gelenke)
du passendes Werkzeug zur Hand hast
der Stuhl keine irreparablen Schäden zeigt
du grundsätzlich Spaß an praktischer Arbeit hast
Ein einfacher Reparaturversuch kostet meist nicht mehr als ein paar Euro für Öl oder einen neuen Schraubensatz – aber spart dir unter Umständen viel Nerven.
Ein Profi-Service lohnt sich, wenn:
es sich um einen hochwertigen Bürostuhl handelt (z. B. >300 € Neupreis)
die Mechanik komplex ist oder Teile wie die Gasdruckfeder ausgetauscht werden müssen
du keine Erfahrung mit Möbelreparaturen hast
du Wert auf Garantie und Sicherheit legst
Viele Hersteller bieten inzwischen Reparaturservices oder Ersatzteil-Shops an. Dort bekommst du Originalteile wie Gasdruckfedern, Rollen oder Armlehnen – oft inklusive Anleitungsvideos oder Hotline-Support.
👉 Tipp: Bevor du einen Reparaturservice beauftragst, prüfe deine Garantie oder Gewährleistung – auch nach 1–2 Jahren kannst du mit etwas Kulanz oder auf Grundlage der Produkthaftung noch Hilfe bekommen.
Nachhaltigkeit: Warum es sich lohnt, den Stuhl nicht gleich wegzuwerfen
In Zeiten zunehmender Umweltbelastung wird auch beim Thema Möbel immer öfter über Nachhaltigkeit gesprochen. Bürostühle bestehen aus Metallen, Kunststoffen, Textilien und teilweise Leder – also Materialien, die nicht einfach entsorgt werden sollten. Ein vorzeitiger Austausch kann unnötig Ressourcen verbrauchen.
Was du tun kannst:
Reparieren statt ersetzen, wenn es wirtschaftlich und technisch sinnvoll ist
Ersatzteile bestellen statt gleich einen neuen Stuhl kaufen
Den Stuhl spenden (z. B. an soziale Einrichtungen), wenn du ihn selbst nicht mehr brauchst
Gebraucht weiterverkaufen, falls der Stuhl noch funktioniert
Immer mehr Marken setzen zudem auf modulare Bauweise, bei der du einzelne Teile wie Armlehnen, Rollen oder Sitzpolster unkompliziert austauschen kannst – ohne den ganzen Stuhl zu ersetzen. So bleibt dein Stuhl länger nutzbar und die Umwelt wird geschont.
Extra-Tipps für ein noch ruhigeres Arbeiten
Abschließend noch ein paar unterschätzte, aber wirkungsvolle Tipps, die dein Arbeiten mit dem Bürostuhl noch angenehmer machen:
Bodenschutzmatte verwenden: Sie sorgt nicht nur für leisere Rollgeräusche, sondern schützt auch den Boden und verlängert die Lebensdauer der Rollen.
Gleitstopper für unebene Böden: Wenn der Boden nicht ganz eben ist, können spezielle Gummiauflagen oder selbstklebende Filzgleiter helfen, Wackel- oder Knarzgeräusche zu dämpfen.
Gummiunterlagen für Armlehnenverschraubungen: Sie verhindern Reibungsgeräusche zwischen Kunststoff und Metall.
Regelmäßige Lüftung im Büro reduziert Luftfeuchtigkeit, was sich positiv auf das Materialverhalten deines Stuhls auswirken kann.
Einmal jährlich einen Wartungstag einplanen: Schrauben prüfen, Gelenke ölen, Rollen reinigen – wie ein kleiner Gesundheits-Check für deinen Arbeitsplatz.
Fazit: Ein leiser Stuhl ist ein besserer Stuhl
Ein quietschender Bürostuhl ist kein Weltuntergang – aber auf Dauer nervig und möglicherweise ein Hinweis auf tieferliegende Probleme. Mit etwas Geduld, einem Schraubenzieher und dem richtigen Schmiermittel bekommst du die meisten Geräusche schnell in den Griff. Und wenn alle Stricke reißen, ist vielleicht genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um in deine Gesundheit und deinen Arbeitsplatzkomfort zu investieren.