Ein orthopädischer Bürostuhl bei Bandscheibenvorfall?
Auf dem Markt gibt es unendliche viele verschiedene Arten von Bürostühlen. Doch welcher ist der richtige für dich? Büroarbeit, beziehungsweise eine rein sitzende Tätigkeit kann sehr schnell zu massiven gesundheitlichen Problemen führen. Sitzende Tätigkeiten gehören neben Computerarbeiten zu den ungesündesten Arbeiten überhaupt. Zwei Drittel aller krankheitsbedingten Ausfällen betreffen den Rücken. Neben Bandscheibenvorfällen insbesondere im empfindlichen Lendenwirbelbereich gibt es noch zahlreiche andere Krankheitsbilder, die auf zu langes und falsches Sitzen zurückzuführen sind.
Inhaltsverzeichnis
Was genau ist ein orthopädischer Bürostuhl
Ein orthopädischer oder ergonomischer Bürostuhl wird als Prävention gegen Rückenbeschwerden oder als Hilfe bei schon bestehenden Rückenproblemen eingesetzt. Im Gegensatz dazu ist ein Massagestuhl eher dazu geeignet um Verspannungen zu lösen. Wenn du täglich deine Arbeit im Sitzen verrichtest und vielleicht schon unter einem Bandscheibenvorfall leidest, ist der orthopädische Bürostuhl mit einem orthopädischen Sitzkissen das Mittel der Wahl.
Ein guter orthopädischer Bürostuhl unterscheidet sich von einem normalen Stuhl durch einige Merkmale. Der orthopädische Bürostuhl lässt sich optimal an die Körpergröße des jeweiligen Benutzers anpassen und erlaubt eine große Bewegungsfreiheit.
Hierbei muss in diesem Zusammenhang das dynamische Sitzen und das statische Sitzen angesprochen werden.
Dynamisches Sitzen
Das dynamische Sitzen ist bewegtes Sitzen, also der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Sitz- und Körperpositionen. Das dynamische Sitzen entlastet deine Muskulatur. Regelmäßiges Strecken und Räkeln verhindert Verspannungen im Rückenbereich. Das regelmäßige an – und entspannen deiner Muskeln während der Bewegungen trainiert die Rumpfmuskulatur auf schonende Weise. Durch die ständigen Bewegungen bekommst du gleichzeitig eine bessere Erkenntnis über dein Sitzverhalten.
Strecken und Räkeln, sowie die damit verbundene Entspannung deiner Muskeln fördern die Durchblutung, deine Leistungsfähigkeit steigt. Fehlbelastung und Haltungsschäden wird vorgebeugt.
Druckstellen durch unbewegtes sitzen im Gewebe werden durch dynamisches Sitzen verhindert.
Statisches Sitzen
Statisches Sitzen ist nichts anderes als fast regungsloses verharren in ein und derselben Sitzposition. Gerade bei Bildschirmarbeiten neigen wir dazu, fast wie hypnotisiert auf den Monitor zu starren und uns kaum zu bewegen. In diesen Momenten vergessen wir auch ganz leicht zu blinzeln: müde, trockene und schmerzende Augen sind das Resultat und Kopfschmerzen sind vorprogrammiert.
9,6 Stunden täglich verbringt ein Büroarbeiter im statischen-, also fast völlig bewegungslosen – Sitzen an seinem Schreibtisch. Stunden, in denen die Muskulatur nicht genutzt wird. Stunden, in denen die Schmerzen durch Fehlbelastung in Rücken und Nacken stetig zunimmt. Fehlhaltung und starres Sitzen führen nach und nach zu Muskelverkürzungen und zu Muskelabschwächungen, der sogenannten muskulären Dysbalance. Die Folgen davon sind schmerzhafte Verspannungen. Durch statisches Sitzen ermüdest du schneller, deine Konzentration und Aufnahmefähigkeit lassen schnell nach. Auch Haltungsschäden sind beim statischen Sitzen vorprogrammiert: der Rücken wölbt sich zunehmend und dein Becken verschiebt sich durch die Krümmung des Rückens nach hinten.
Wenn du täglich viel sitzt, solltest du dir unbedingt das dynamische Sitzen angewöhnen. Auf einem orthopädischen Bürostuhl selbstverständlich.
Der orthopädische Bürostuhl - Anforderung an Bauart und Funktionsweise Rückenlehne:
Der orthopädische Bürostuhl gegen Bandscheibenvorfall verfügt über eine verstellbare Rückenlehne, die den Bewegungen des Benutzers folgt. Der Stuhl kann so gefertigt sein, dass sich nur die Rückenlehne bewegt, oder aber zusätzlich mit einer beweglichen Sitzfläche ausgestattet ist.
Höhenanpassung:
Wichtig ist auch die stufenlose Höhenanpassung. Diese sollte leicht zu erreichen und leicht zu bedienen sein, um den Stuhl schnell an verschiedene Nutzer anzupassen.
Einstellbare Armlehnen:
Auch die Armlehnen des orthopädischen Bürostuhles sollten individuell einstellbar sein, nur so ist ein entspanntes und erholsames Sitzen gewährleistet.
Ein Federmechanismus, der den Rücken in jeder Position optimal stützt und eine verstellbare Sitzfläche mit Synchronmechanik, die die Sitzflächenneigung an die Stellung der Rückenlehne anpasst, gehören zu einem guten, orthopädischen Stuhl dazu.
Sacral-Rückenlehne:
Die Sacral – Rückenlehne ist eine spezielle, orthopädische Rückenlehne. Sie wird nach Vorgaben von Prof. Dr. med. habil. Peters geformt. Sacral – Rückenlehnen sind nötig, wenn bereits Schädigungen vorhanden sind oder du sehr lange Zeit sitzend bei der Arbeit verbringst. Sacral – Rückenlehnen werden bei orthopädischen Bürostühlen verwendet, um Rückenschmerzen zu verhindern, die deine Arbeit beeinträchtigen können. Verspannungen im Schulter und Nackenbereich werden vermieden und die Muskulatur der Halswirbelsäule gefestigt.
Diese speziellen Rückenlehnen sind im oberen Teil so geformt, dass die Bewegungen deiner Schultern in alle Richtungen möglich ist.
Nach unten hin unterstützt die Rückenlehne den unteren Rückenbereich und Muskelschwächen im lumbosacralen Übergang vermieden.
Schmerzen im unteren Rückenbereich deuten auf eine Muskelschwäche hin, die, – wenn nicht behandelt – sogar zu tauben Beinen führen kann. Mit einer Sacral – Rückenlehne, die im optimalen Fall noch über eine Lordosenstütze – ein Kissen oder eine vorgeformte Wölbung der Rückenlehne, die der natürlichen Krümmung der Wirbelsäule folgt – wird der untere Rücken im Bereich der Lendenwirbel sanft und schonend gestützt. Dieser orthopädische Bürostuhl gegen LWS Beschwerden wird besonders empfohlen.
Orthopädischer Bürostuhl im Test - welcher Stuhl ist für dich geeignet?
Ein orthopädischer Stuhl kann seine Wirkung nur optimal entfalten, wenn der Stuhl passgenau auf dich eingestellt ist. Wichtig ist es deshalb, dass du deinen neuen Stuhl vor dem Kauf testen kannst. Viele Händler bieten einen Testkauf an – du kannst dir den Stuhl einige Tage kostenfrei „ausleihen“ – sodass du deinen Stuhl vor Ort an deinem Arbeitsplatz oder zuhause in aller Ruhe ein paar Tage ausprobieren kannst. Nach wenigen Minuten Probesitzen im Geschäft kannst du in der Regel noch nicht einschätzen, wie gut oder schlecht du mit dem Stuhl im Alltag zurechtkommst. Gerade Frauen sollten von so einem Angebot Gebrauch machen. Da die meisten Frauen kleiner und leichter sind als ihre männlichen Kollegen, müssen auch die Proportionen des Stuhles zu seiner neuen Nutzerin passen.
Orthopädischer Bürostuhl und Arbeitgeber: Warum dein Chef orthopädische Bürostühle anschaffen sollte
Millionen von Menschen arbeiten in Büros. Davon verbringen sie 80 Prozent der Arbeitszeit damit, starr auf ihren Stühlen zu sitzen. Circa jede fünfte Krankmeldung betrifft heutzutage Muskel- und Skeletterkrankungen, wie das LWS – Syndrom oder einen Bandscheibenvorfall, die recht schnell in eine chronische Erkrankung übergehen können.
Durch ständige Schmerzen und arbeitsbedingten Verspannungen wird die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter gemindert und chronische Erkrankungen können zu längeren Arbeitsausfällen führen.
Arbeitgeber sollten daher auf eine ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze Wert legen.
Zu empfehlen ist eine ganzheitliche Lösung, der alle Bereiche des Büroalltages mit einbezieht: die Schreibtische, Höhe und Standort des Computermonitors, Standort von Druckern, Faxgeräten und Telefon, gute Lichtverhältnisse und natürlich die Bürostühle.
All das gilt es auf die Benutzer abzustimmen, um eine gesunde und ergonomische Arbeitsweise zu fördern.
Gesund sitzen und arbeiten - Antrag auf Kostenübernahme eines orthopädischen Bürostuhles
Jeder , der viel im Sitzen arbeitet und sich einen gesunden Rücken erhalten möchte, kann einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Aber natürlich auch bei schon bestehenden Problemen und Krankheiten. Hier eine Liste (Quelle: Bericht 2010, Interessengemeinschaft Rückenschullehrer) bei welchen Krankheiten ein orthopädischer Bürostuhl und sogar die Kostenübernahme eines Sitzes und Stehtisches angebracht ist:
- bei Bandscheibenvorfällen
- nach Operationen der Bandscheiben
- Bandscheibenvorwölbungen
- Beinveneninsuffizienz
- Lumbalgien
- Facettensyndrom
- Lumboischialgie
- Morbus Bechterew
- Lymphstau im Bein-Beckenbereich
- Osteochondrose
- Spondylitis
- Spondylolyse
- Morbus Scheuermann
- Flachrücken
- Hohlkreuz
- Rundrücken
- Skoliose
Einschränkungen beziehungsweise Behinderungen und Schmerzen, die durch diese Krankheiten entstehen, können mit einem angepassten orthopädischen Bürostuhl und gegebenenfalls mit einem Sitz-Stehtisch gemildert werden.
Was brauchst du für den Antrag?
1. Für den Antrag ist es notwendig, dass dein behandelnder Arzt dir die medizinische Notwendigkeit eines orthopädischen Bürostuhles und gegebenenfalls eines Sitzes und Stehschreibtisches attestiert. Das Attest muss vom Arzt begründet sein, zum Beispiel ein vorhandener oder angehender Bandscheibenvorfall, welcher einen orthopädischen Bürostuhl nötig macht, um deine Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Optimal ist es, wenn dein Arzt in dem Attest erwähnt, dass der Stuhl über eine frei bewegliche Sitzfläche und ein orthopädisches Sitzkissen pro Burostuhl verfügt. Damit hast du eine reale Chance auf eine volle Bezuschussung. Für einen orthopädischen Bürostuhl werden bis zu 435 Euro und für den Sitz-Stehtisch sogar bis zu 1200 Euro erstattet.
2. Für den beruflichen Wiedereinstieg nach einer Reha muss ein orthopädischer Stuhl notwendig sein. Falls du an einer Reha-Maßnahme teilgenommen hast, wird der Entlassungsbericht gefordert, auch hier muss klar auf die Notwendigkeit hingewiesen werden.
3. Den Antrag auf Kostenübernahme der Arbeitsausstattung inklusive des Zusatzfragebogens, den du bei deiner Rentenversicherung, beziehungsweise bei dem für dich zuständigen Kostenträgers wie Krankenkasse, Arbeitsamt oder Fürsorgestellen.
4. Einen Kostenvoranschlag über einen für dich geeigneten orthopädischen Stuhl von einem kompetenten Fachhändler, der dir vorher unbedingt eine gute Beratung gegeben haben sollte.
Wo musst du den Antrag stellen?
Bei deinem Kostenträger für einen orthopädischen Bürostuhl, die Rentenversicherung.
Wenn du ein Angestellter bist, der seit 15 Jahren rentenversichert ist, oder seit 5 Jahren versicherungspflichtig bist, ist die BFA, die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, die LVA – bei Arbeitern die über 15 Jahre rentenversichert oder 5 Jahre tätig sind, die Berufsgenossen- und Knappschaften – Arbeiter und Angestellte, die seit 5 Jahren rentenversichert sind und Behinderte mit einem 50 prozentigen Grad der Behinderung oder deine Krankenkasse im Rahmen einer Präventionsleistung, falls vorhanden, für dich zuständig.
Wer kann dir beim Ausfüllen des Antrags und bei Fragen dazu helfen?
Wenn du Probleme mit dem Ausfüllen des Antrages hast oder du dir nicht sicher bist, wo genau du ihn einreichen musst, kannst du dich an die Reha-Berater deiner Rentenversicherungsträger der DRV oder der LVA wenden. Ebenfalls Hilfe bekommst du bei deinem behandelnden Arzt oder der Reha-Berater der Reha-Kliniken und Einrichtungen.
Was muss ich beachten, wenn ich einen orthopädischen Stuhl kaufe?
Ganz wichtig: du musst den Antrag bei deinem für dich zuständigen Kostenträger stellen, bevor du dir einen Stuhl anschaffst, sonst verlierst du deinen Anspruch auf Kostenübernahme.
Direkt nachdem du den Antrag gestellt hast, kannst du in der Regel deinen orthopädischen Bürostuhl kaufen. Der Betrag wird übernommen, sobald positiv über den Antrag entschieden wurde. Um die Bearbeitung zu beschleunigen, solltest du den Antrag direkt bei dem Reha-Berater deines Kostenträgers einreichen.
Mit der Bescheinigung des Kostenträgers wende dich bitte an einen qualifizierten Fachhändler. Nach eingehender Beratung und Sitzproben kannst du dort deinen Stuhl auswählen. Der Kostenvoranschlag wird dann an den Kostenträger geschickt und dort bearbeitet. In der Regel musst du mit einer Bearbeitungszeit von 8 bis 10 Wochen rechnen, je nach Arbeitslage und je nachdem, bei welchem Kostenträger du deinen Antrag eingereicht hast, kann die Bearbeitung aber auch mehrere Monate dauern.
Zuschuss der Krankenkassen im Rahmen präventiver Maßnahmen
Immer mehr Krankenkassen bieten Zuschüsse für präventive Maßnahmen an, wie zum Beispiel Zuschüsse für Rückenschulen.
Ein guter und passender orthopädischer Bürostuhl kann Schmerzen, Haltungsschäden oder Muskel und Skeletterkrankungen vorbeugen, weshalb er definitiv in den Rahmen einer Präventivmaßnahme fällt. Denn wer keine Rückenschmerzen oder andere gesundheitlichen Probleme durch zu langes und falsches Sitzen hat, muss keine langwierigen und kostenintensiven Heilbehandlungen in Anspruch nehmen. Die Investition der Krankenkassen in präventive Maßnahmen zahlt sich daher langfristig für beide aus, für dich und deine Krankenkasse.
Man sollte vor dem Kauf eines neuen Bürostuhles ein Gespräch mit einem Berater der Krankenkasse führen. So erfährst du, ob deine Krankenkasse einen Zuschuss genehmigen würde und in welcher Höhe. Ein ärztliches Attest ist auch hier von besonderer Wichtigkeit, um eine medizinische Notwendigkeit darzulegen.
Fazit
Ein orthopädischer Bürostuhl bringt dir nur Vorteile. In Erfahrungsberichten urteilen Benutzer orthopädischer Bürostühle im Test durchweg positiv. Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Kopfschmerzen traten nicht mehr auf. Die Durchblutung des unteren Rückens und der Beine wurde verbessert, was sogar die Entstehung von Krampfadern verhindern kann. Bestehende oder chronische Beschwerden wurden extrem vermindert. Auch Orthopäden und Berater von Reha – Einrichtungen empfehlen Menschen, die von Berufswegen her sehr lange sitzen müssen, die Nutzung eines orthopädischen Bürostuhles, beziehungsweise die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes.
Erwähnt sei noch, dass gerade in dieser Zeit der Überlastung unseres Gesundheitssystems viele Krankenkassen und Kostenträger trotz ständiger Werbung für präventive Maßnahmen versuchen werden, einen Antrag auf Kostenübernahme abzulehnen. Lasse dich dadurch aber weder verunsichern noch abschrecken. Freundliche Beharrlichkeit heißt das Zauberwort in diesen Fällen und führt in der Regel ans Ziel. Dein Rücken wird es dir langfristig danken.
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